InnoLand-Sachsen – innovative Modelle für eine nachhaltige und regionale Wertschöpfung

InnoLand-Sachsen – Innovative Modelle für eine nachhaltige und regionale Wertschöpfung: Synergien und Potenziale der Solidarischen Landwirtschaft in Sachsen

Synthese und Zusammenfassung des Auftrags

Vorbereitung und Durchführung einer Veranstaltungsreihe zur Erhöhung der Sichtbarkeit von Solidarischen Landwirtschaften in Sachsen und zur Initiierung neuer Solawi-Strukturen

Die Veranstaltungsreihe war Teil des Projekts InnoLand-Sachsen. Ein Ziel war es, Grundlagen für eine solidarische Lebensmittelversorgung zu schaffen & Wissen über Umstellungs- oder Gründungsmöglichkeiten zu vermitteln. Von Januar 2022 bis November 2022 fanden insgesamt 13 Veranstaltungen mit rund 250 Teilnehmenden in verschiedenen Regionen Sachsens statt, die seit Oktober 2021 organisiert wurden.

Der ausführliche Bericht ist hier zum Download verfügbar.
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Gesamtfazit

Im Verlauf der 13 öffentlichen Veranstaltungen zeichnete sich ein erhebliches Interesse an Solidarischer Landwirtschaft und der damit häufig verbundenen Praxis des Gemüseanbaus ab. Da die Veranstaltungsreihe von Beginn an als inhaltlich aufeinander aufbauend geplant war, konnten wir für einige sächsische Bürger:innen und Betriebe ein für sie kostenloses Fortbildungsformat anbieten, das uns zugleich ermöglichte, Wissen über die aktuellen Solawi-Strukturen in Sachsen zu sammeln. Das Gesamtfazit beinhaltet demnach eine Analyse der Teilnehmenden, der aktuellen Solawi-Potenziale und der damit verbundenen Rahmenbedingungen.

Solawis in Sachsen

Die unten stehende Abbildung „Solawis in Sachsen 2022“ zeigt, wo sich Solidarische Landwirtschaftsbetriebe oder solche, die sich selbst als Solawi bezeichnen würden, befinden. Die drei roten Dreiecke zeigen die drei Parterbetriebe des Projekts InnoLand-Sachsen. Mit schwarzen Punkten sind die Betriebe markiert, die sich entweder als Solawi-Betrieb in die frei zugängliche Datenbank1 des Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V. eingetragen haben oder die uns im Verlauf unserer Arbeit begegnet sind. Das sind zum Zeitpunkt der Kartenerstellung 26 Betriebe oder Initiativen, darunter aber auch ein Betrieb, der Hühnerpatenschaften als Solawi beschreibt oder auch eine Selbstversorger-Initiative für mehrere Familien, die auch Bildungsarbeit betreiben. Hinzu kommt eine gemeinschaftsgetragene Streuobstwiese. Das heißt, zum Zeitpunkt der Auflistung der vorhandenen Betriebe wurden keine Kriterien angewandt, um eine Solawi als Solawi2 zu identifizieren. Wir gehen aber davon aus, dass mindestens 19 der gelisteten Betriebe als Solawis im unternehmerischen Sinne zu verstehen sind. Hinzu kommt eine Solawi in Görlitz, die nur Restaurants beliefert und aufgrund dieses Alleinstellungsmerkmals farblich hervorgehoben wird. Die zwei blau markierten Betriebe sind Solawis im Aufbau, die wir in der Projektlaufzeit kennenlernten.

Die grünen Markierungen stellen jene Orte dar, an denen sich perspektivisch – unter bestimmten Voraussetzungen – Solidarische Landwirtschaftsbetriebe gründen könnten. Es geht um am Solawi-Modell interessierte Personen, die entweder schon einem landwirtschaftlichen Betrieb angehören oder – z.B. in Form eines Quereinstiegs – nach einer neuen berufliche Perspektive suchen. Alle Befragten haben in naher Zukunft Zugang zu eigenen Flächen, auf denen sie Lebensmittel anbauen möchten und das Solawi-Modell als eine Variante betrachten, um über eine Selbstversorgung hinaus zu gehen.

Was wird gebraucht, um die nächsten Schritte zu gehen?

Die Teilnehmenden der Veranstaltungsreihe definierten Voraussetzungen, um nächste Schritte gehen zu können oder sich eine Lösung aus ihrem aktuellen Berufsleben zuzutrauen. Der Großteil der Bedarfe ist – wie zu erwarten – finanzieller Natur, aber es wurden sich auch weitere, leicht zugängliche Fachveranstaltungen bzw. Weiter- und Ausbildungsmöglichkeiten gewünscht, Beratung zur Konzeptfindung und -erstellung sowie auch die Sicherheit eines ausreichend großen Netzwerks im ländlichen Raum.

Genannt wurden:

  1. finanzielle Freiheit, um die Idee zu verwirklichen, d.h. unter anderem, dass die Zeit, die für das Reifen von Ideen und Konzepten benötigt wird, nicht mit hohen finanziellen Verlusten einher gehen sollte

  2. Anschubfinanzierung

  3. Mut, um diesem Traum mehr Zeit zu widmen

  4. Mitstreiter:innen

  5. Sicherheit, dass ausreichend Menschen im ländlichen Raum Mitglied werden

  6. ein konkreter Plan

  7. Sicherheit & Wissen im Anbau von Gemüse

Wer hat an den Veranstaltungen teilgenommen und warum?

Durch Abfragen bei den Anmeldeverfahren oder auch durch das Ausfüllen von Teilnehmendenlisten konnten folgende Gruppen mit entsprechendem Erkenntnisinteresse identifiziert werden:

  1. Gärtner:innen und Landwirt:innen von bestehenden Solawis und anderen Betrieben
    Ziel: Vernetzen / voneinander lernen / kollegiale Beratung

  2. Gründungsinteressierte & potenzielle Quereinsteiger:innen sowie Personen mit Zugang zu Flächen
    Ziel: das Konzept verstehen lernen / Beratung / das Handwerk lernen / einen Einstieg in die Praxis finden / eine sinnstiftende Tätigkeit finden / Kennenlernen eines Anbausystems, das einen leichten Einstieg ermöglicht: Market Gardening

  3. Selbstversorger:innen
    Ziel: das Handwerk lernen

  4. Verbraucher:innen
    Ziel: das Konzept kennenlernen, sich gut ernähren können

Bedeutung für die Politik in Sachsen

Die Veranstaltungsreihe zur Erhöhung der Sichtbarkeit von Solidarischen Landwirtschaften in Sachsen und zur Initiierung neuer Solawi-Strukturen verdeutlichte nicht nur das steigende Interesse am Modell der Solidarischen Landwirtschaft, sondern zeigte einige Potenziale und Herausforderungen auf.

Relevanz von Vernetzung, Austausch und kollegialer Beratung

An unseren Veranstaltungen nahmen sowohl Gründungsinteressierte als auch bereits praktizierende Solawi-Gärtner:innen teil. Die ganztägigen Betriebsbesichtungen ermöglichten den Praktiker:innen, voneinander zu lernen, was langfristig für stabilere Betriebsstrukturen sorgen kann. Den Betrieben in Sachsen sollte diese Möglichkeit weiterhin eingeräumt werden.

Mit Quereinsteiger:innen dem Fachkräftemangel entgegnen?

Das Interesse von potenziellen Quereinsteiger:innen verdeutlicht die Relevanz, ein geeignetes Aus- und Weiterbildungsformat zu finden, um auch älteren Berufstätigen eine Perspektive auf einen Fachwechsel zu geben und gleichzeitig dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dabei sollte insbesondere bedacht werden, dass Privatpersonen mit Zugang zu z.B. in Familienbesitz befindlichen Flächen Möglichkeitsräume eröffnet werden sollten. Eine Möglichkeit wäre eine kostenlose Beratung für eine Konzeptentwicklung und ggf. Begleitung bei der Realisierung. Das könnte auch für Flächeneigentümer:innen von Interesse sein, die in naher Zukunft entscheiden müssen, ob sie Pachtverträge mit konventionellen Agrargenossenschaften verlängern oder Räume für ein diverses, nachhaltiges Ernährungssystem vor Ort eröffnen möchten.

Zugang zu Wissen, Beratung und finanzieller Förderung erleichtern

Ohne entsprechende Wissensvermittlung und professionelle Beratung sind Solawi-Initiativen allein auf den Mut, Gründergeist und ggf. auf persönliche Netzwerke und eigene finanzielle Ressourcen der Gründer:innen angewiesen. Um den Herausforderungen eines globalisierten Ernährungssystems entgegenzuwirken und vor Ort zukunftsfähige Strukturen aufzubauen, braucht es entsprechende Anreize, die einen Einstieg in neue berufliche Perspektiven ermöglichen. Diese Anreize können nicht nur monetär sein. Gründungsinteressierte müssen vor allem mit entsprechendem Wissen ausgestattet werden, das ihnen ggf. kostenlos – z.B. in Form von entsprechenden Fachveranstaltungen – zur Verfügung gestellt werden könnte.

1https://www.solidarische-landwirtschaft.org/solawis-finden/auflistung/solawis

2https://www.solidarische-landwirtschaft.org/das-konzept/was-ist-solawi