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Rückblick „Unfaire Handelspraktiken Deutscher Supermarktketten“

Am 14.04. fand die zweite online-Veranstaltung unserer Reihe zum Frühlingsauftakt statt, die der Allmende Taucha e.V. im Rahmen des LEADER-geförderten Projektes zur Vernetzung von Konsument*innen und Produzent*innen aus dem Delitzscher Land organisiert.

Mit ca. 20 Teilnehmenden diskutierten wir mit Marita Wiggerthale, Referentin für Welternährung und globale Agrarfragen bei OXFAM Deutschland, über Unfaire Handelspraktiken Deutscher Supermarktketten. Diese hatte die Organisation im Rahmen der Studie mit dem Titel „Knebelverträge im Lebensmittelhandel – Wie Supermarktketten Lieferanten unfaire Handelspraktiken und Dumpingpreise aufzwingen“ zuvor untersucht.

Nachdem der Allmende Taucha e.V. die Ziele des Vereins und des aktuellen LEADER-Projekts vorstellte, luden wir die Teilnehmenden zur Teilnahme an einer Mini-Online-Umfrage ein, in der wir herausfanden, dass neben interessierten Verbraucher*innen, einem landwirtschaftlichen Betrieb und einer Person aus dem Lebensmittelhandwerk auch Personen, die politisch zu dem Thema Landwirtschaft und Ernährung arbeiten, an der Veranstaltung teilnahmen.

Marita Wiggerthale präsentierte in einem 30-minütigen Vortrag die Ergebnisse ihrer Studie zu Unfairen Handelspraktiken. Hintergrund für die Untersuchung ist die EU-Richtlinie 2019/633.

Während die Studie mehr als 100 unfaire Handelspraktiken aufdeckt, die allein in den Verträgen zwischen Lieferant*innen und den Supermarktketten zu finden sind, wird in der Deutschen Politik gerade lediglich das Verbot von 10 unfairen Handelspraktiken diskutiert, um die Einhaltung der EU-Richtlinie gesetzlich zu verankern. OXFAM kritisiert, dass es kein Verbot zum Verkauf unterhalb der Produktionskosten geben soll, was die Organisation als eine der schwerwiegendsten unfairen Handelspraktiken ausweist. Marita Wiggerthale wies dabei auf Spanien hin, wo ein Verbot dieser Praxis seit 2020 existiert. Der vertraglich festgelegte Preis zwischen Erzeuger*innen in der Land-Vieh-, Forst-und Fischereiwirtschaft und ihrem ersten Käufer muss in Spanien seit 2020 ausdrücklich die effektiven Produktionskosten decken. Das sei eine vorbildhafte Gesetzgebung, zu der einige Parteien der Deutschen Bundespolitik aber nicht bereit seien.

Neben den Unfairen Handelspraktiken ging Marita Wiggerthale auch auf die langjährige Projektarbeit von OXFAM zu mehr Fairness im Lebensmittelhandel ein. Teil der Arbeit ist der regelmäßig stattfindende Supermarkt-Check, in welchem die Organisation untersucht, wie transparent Aldi, Edeka, Lidl und Rewe etc. sind, ob sie die Arbeiter*innenrechte in ihren Lieferketten einhalten und inwiefern Geschlechtergerechtigkeit und Frauenrechte eine Rolle spielen. Ergebnis ist, dass die Supermarktketten, abgesehen von Edeka, Fortschritte machen, aber immer noch zu wenig für mehr Fairness im Lebensmittelhandel tun.

Mit der Veranstaltung wollten wir auf die Probleme im von wenigen Supermarktketten dominierten Lebensmitteleinzelhandel hinweisen. Gerade für Erzeuger*innen und Verarbeiter*innen von Lebensmitteln kann Direktvermarktung und die Kooperation mit kleinteiligen Strukturen in regionalen Wirtschaftskreisläufen eine Alternative zu den in der Veranstaltung skizzierten Abhängigkeiten sein.

Schlussendlich lud der Allmende Taucha e.V. alle Teilnehmenden aus dem Delitzscher Land ein, am 28. April am Vernetzungstreffen zum Aufbau einer Pop-up-Verteilstation teilzunehmen. Die Pop-Up-Verteilstation für regionale Lebensmittel soll Teil einer geplanten Aktionswoche für regionale Ernährung im Delitzscher Land sein, welche der Verein im September umsetzen möchte.

Der Allmende Taucha e.V.

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Weitere Infos zur Arbeit von OXFAM sind hier erhältlich:

Knebelverträge im Lebensmittelhandel: https://www.oxfam.de/system/files/documents/oxfam_2021_knebelvertrage.pdf

Stellungnahme zu unfairen Handelspraktiken: https://www.oxfam.de/ueber-uns/publikationen/stellungnahme-unfairen-handelspraktiken

Supermarkt-Check: https://www.oxfam.de/supermarkt-check

Das Förderlogo zeigt eine Europa-Flagge, sowie die Buchstaben EPLR und das Logo des Förderprogramms LEADER.

Ziel ist es die lokale, gemeinschaftliche Grundversorgung, ökologisches Bewusstsein und die Partizipation an Produktionsprozessen zu fördern und somit langfristig in der Region Delitzscher Land zu verwurzeln.